Die Montagelinie der Küchenherstellerin Veriset AG besteht aus 16 verketteten Arbeitsstationen. Die Kombination aus Losgrösse 1 und loser Verkettung führt zu komplexen Prozessabfolgen und nicht sichtbaren Abhängigkeiten zwischen den Prozessen. Mit dem Ziel, die Prozesse gestützt auf die automatische Maschinendatenerfassung zu optimieren, sollen die gespeicherten Daten in verstandene Informationen überführt und visualisiert werden.
Die Montagelinie der Veriset verarbeitet Einzelteile zu fertigen Möbeln. Im Zweischichtbetrieb werden durchschnittlich 1'000 Möbel pro Tag produziert. Aktuell wird ein neues Konzept nahezu sämtlicher Produktionsprozesse erarbeitet. Die Montagelinie ist von diesen Investitionen jedoch vorläufig ausgeschlossen. Da mit der Beschaffung neuer Zuschnitt- und Bekantungsmaschinen eine Steigerung des Produktionsvolumens einhergeht, muss die Leistung der Montagelinie gesteigert werden. Das durch die Montagelinie herzustellende Möbelsortiment besteht aus unterschiedlichen Möbeltypen, die sich hinsichtlich Eigenschaften, Material oder Konstruktion unterscheiden. Aufgrund des vielfältigen Sortiments weisen die einzelnen Möbeltypen unterschiedliche Bearbeitungszeiten auf. Die Auslastung der Montagelinie wird durch eine bestimmte Anzahl Küchenmöbel pro Tag geplant. Da jedoch die Stückzahl nicht die tatsächliche Bearbeitungszeit widerspiegelt, schwankt die Belastung der Montagelinie und der Mitarbeitenden. Dadurch kann deren Kapazität nicht konstant ausgenutzt und die Leistung der Mitarbeitenden nicht fair beurteilt werden. Hinzu kommt, dass nicht bekannt ist, durch welche Arbeitsstationen die Leistung der Anlage beeinflusst wird und inwiefern diese mit dem diversen Möbelsortiment korreliert.
Zur Schaffung einer Grundlage für die datenbasierte Leistungsoptimierung der Montagelinie soll untersucht werden, inwiefern die tatsächliche Bearbeitungszeit der Möbel über einen Gewichtungsfaktor in der Planung berücksichtigt werden kann. Weiter soll eine datenbasierte Ursachen-Analyse Zusammenhänge zwischen einzelnen Arbeitsstationen und Möbeleigenschaften identifizieren. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen soll ein Shopfloor Dashboard zur fortlaufenden Analyse der Prozesse aufgebaut werden.
Zur Bestimmung der Bearbeitungszeiten der Möbel werden verschiedene Prozess- und Datenanalysen durchgeführt. Diese haben zum Ziel, die Auswirkung bestimmter Möbeleigenschaften auf die Bearbeitungszeit und somit auf die Leistung der Anlage festzustellen. Dazu werden die Rückmeldedaten der Maschinen statistisch ausgewertet. Zur Ermittlung von Zusammenhängen zwischen einzelnen Arbeitsstationen wird durch weitere Analysen untersucht, ob sich die Rückmeldedaten unterschiedlicher Arbeitsstationen miteinander verrechnen lassen, um Erkenntnisse daraus zu gewinnen.
Die unterschiedlichen Bearbeitungszeiten einzelner Möbeltypen sind auf die Möbeleigenschaften zurückzuführen. Zur Glättung der Prozessbelastung wird durch ein Einheitensystem jedem Möbel ein Gewichtungsfaktor und somit eine individuelle Vorgabezeit zugewiesen. Dies schafft die Grundlage für eine gleichmässige Auslastung sowie eine faire Leistungsbewertung, da dadurch der tatsächliche Bearbeitungsaufwand berücksichtigt wird. Die Leistung der Gesamtanlage wird durch vier Bereiche, die jeweils aus mehreren Arbeitsstationen bestehen, massgeblich beeinflusst. Durch die Kombination der Rückmeldedaten dieser Bereiche können deren Auswirkungen aufgezeigt und gemessen werden. Übersteigt nun die erfasste Bearbeitungszeit die berechnete Vorgabezeit, kann datenbasiert festgestellt werden, durch welchen der vier identifizierten Bereiche diese Verzögerung ausgelöst wurde. Durch die Auswertung dieser Erkenntnisse über bestimmte Zeiträume können leistungsoptimierende Massnahmen gezielt definiert und deren Auswirkung im Nachhinein überprüft werden. Dargestellt in einem digitalen Shopfloor Board, können die Erkenntnisse zur laufenden Prozessanalyse sowie -optimierung genutzt werden.